Gewusst wie: Wein richtig lagern

Jedes Genussmittel will richtig aufbewahrt werden.

Beim Wein scheiden sich – wie bei so vielen Genussmitteln – die Geister. Für den einen ist es ein Statussymbol, je teurer desto besser; ein anderer wiederum meint, dass ein guter Wein nicht teuer sein muss und man durchaus für unter 10,00 EUR schon richtig tolle Tropfen erstehen kann. Manche trinken nur die großen Namen oder die edelsten Rebsorten und so weiter und so fort. Die einen kaufen nur beim Winzer direkt, die anderen beim Weinhändler ihres Vertrauens und manche auch einfach im Discounter um die Ecke.

Beim Anlegen von Vorräten haben aber alle Typen von Weintrinkern eines gemeinsam. Sie sollten das edle Getränk richtig lagern, sonst schmeckt es nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr edel. Und dann ist es egal, wo die Flasche gekauft wurde und wie viel sie gekostet hatte.

Es gibt eigentlich nur 5  Dinge zu beachten

  1. Welche Art von Wein habe ich gekauft?
  2. Liegen oder stehen
  3. Licht
  4. Wärme
  5. Luftfeuchtigkeit

Welche Art von Wein habe ich gekauft?

Habe ich einen Wein von geringer Komplexität gekauft, evtl. aus industrieller Herstellung, ein Massenprodukt, das wenig manuelle Interaktion des Winzers – weder im Weinberg noch im Keller – genossen hat? Diese Art von Weinen, meistens aus dem Supermarkt für unter 5,00 EUR, können hin und wieder ganz ordentliche Qualitäten hervorbringen. Mit diesen Weinen sollte man nach dem Kauf nur eines machen: Sie ahnen es? Schnell trinken. Diese Weine sind nicht für längere Lagerung geeignet und verlieren oft schon im ersten, spätestens im zweiten Jahr nach der Ernte deutlich an Fülle, an Aromen, an Säure an Komplexität – sprich an Qualität. Sie oxidieren schnell und zeigen dann einen starken Sherry-Ton, leider meist keinen angenehmen. Über eine Lagerung sollte ich mir hier keine großen Gedanken machen. In extrem beheizten Räumen sollte ich ihn trotzdem nicht aufbewahren, auch nicht für kurze Zeit. Man suche sich in der Wohnung einen Platz, der dunkel, wenig beheizt und frei von störenden Gerüchen ist. Für alle anderen Weine sollte ich diesen Artikel weiter lesen und die Tipps und Tricks zur richtigen Aufbewahrung beachten.

Soll ich meinen Wein liegend oder stehend aufbewahren?

Die unterschiedlichsten Flaschen-Verschlüsse sind auf dem Markt zu finden. In Frankreich, Italien und Spanien dominiert immer noch der Naturkork. In Deutschland findet man auch bei hochwertigen Weinen immer mehr den Drehverschluss, bei Massenweinen auch den Plastik- oder den Glas-„Kork“. Letztere verschließen die Flasche zu 100% luftdicht. Allein der Naturkork kann sich mit der Zeit und bei Austrocknung etwas zusammenziehen und dabei einen minimalen Spalt für die Luftzufuhr in die Flasche freigeben, was zu unerwünschter Oxidation führen kann. Verhindern kann man das, indem man die Flasche in der Horizontalen lagert. Das Innere des Korken hat dabei Kontakt zur Flüssigkeit und kann so nicht austrocknen. Bei allen anderen Verschluss-Methoden ist das nicht nötig. Sie können also in allen Positionen –  auch stehend gelagert werden. Um aber ein einheitliches Bild zu haben, neigen die meisten dazu, alle Flaschen liegend zu deponieren.

Muss es im Weinkeller immer finster sein?

Ja, muss es! Je dunkler desto besser. Denn Licht, v.a. UV-Licht ist einer der natürlichen Feinde des Weines. Zwar haben viele Flaschen eine grüne oder braune Färbung, die schon etwas vor Lichteinstrahlung schützt. Bei mehrjähriger Lagerung reicht das aber nicht aus. Lichteinwirkung lässt Rotwein blass werden und Weißwein goldfarben. Auf jeden Fall schadet es der Balance Ihres feinen Tröpfchens und es kann seine typischen Aromen verlieren. Jetzt könnte man denken, „dann lass ich ihn einfach im Karton“. Ganz so einfach ist das nicht, weil der Karton die Raumfeuchtigkeit aufnimmt und dabei den Korken austrocknen lässt. Also wenn es geht, einfach den Keller/Lagerraum so gut wie möglich abdunkeln. Dann kann schon mal von dieser Seite kein Schaden entstehen.

8 Meter unter der Erde. Seit Jahrhunderten die selbe Temperatur. Privatkellerei Elzenbaum in Tramin

Heikles Thema Raumtemperatur

Wollen Sie aus Ihrem Wein einen minderwertigen Essig machen, dann lagern Sie ihn in der Küche, am besten im obersten Regal ganz in der Nähe des Ofens. Eben dort wo es in der ganzen Wohnung am wärmsten ist. Wenn Sie das nicht wollen, so kann ich das gut verstehen. Ich empfehle Ihnen dann einen Ort zu finden, an dem eine möglichst gleichmäßig niedrige Temperatur herrscht – am besten zwischen 10 und 14 °C. Dabei ist eine möglichst geringe Schwankung von größerer Bedeutung als die absolute Temperatur. Besser ich finde einen Raum mit konstant 16 °C als einen der zwischen 7 und 15 °C schwankt. Die optimale Lagerung ist eh im Weinkühlschrank, wo man die Temperatur konstant einstellen kann. Nachteil hierbei ist die geringe Kapazität und der hohe Anschaffungspreis. Denn hier sollte man unbedingt auf Qualität achten. Die hat bekanntlich ihren Preis, von den laufenden Stromkosten ganz abgesehen.

Trockenklima oder Feuchtbiotop?

Keines von beiden! Wichtig ist aber eine gute Luftfeuchtigkeit, die das Austrocknen des Korken verhindert. Wie oben schon erwähnt, würde ein zu trockener Korken schrumpfen und dabei Sauerstoff an den Wein gelangen. Eine zu schnelle Oxidation wäre die Folge. Auf der anderen Seite wäre eine zu hohe Luftfeuchtigkeit ein hervorragender Nährboden für Schimmelpilze, die sich ggf. auch auf dem Korken ausbreiten würden. Um beides zu verhindern gilt ein Richtwert von ca. 60% Luftfeuchtigkeit (+/- 10% würde ich hier durchaus als Toleranz sehen).

Wenn Sie all diese Punkte beachten, haben Sie sicher lange Freude an Ihren besonderen Weinen. Wenn Sie in einer Stadtwohnung nicht alle Kriterien erfüllen können bzw. gar keinen Keller haben, dann empfehlen wir Ihnen, einen Wein lieber mal etwas vor der Zeit zu trinken, als jahrelang falsch zu lagern. Der Trinkgenuss würde darunter leiden. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, seinen Wein gegen Entgelt professionell lagern zu lassen. Aber das muss jeder selbst entscheiden. Ob denn ein Wein überhaupt lagerfähig ist, und nach welchen Kriterien ich das entscheide, erörtern wir in einem eigenen Artikel.

 

 

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