Glück und Gaumenfreude vor imposanter Gletscherkulisse: Was so alles passiert, wenn der Weinberg ruft
Man muss schon weinverrückt sein und braucht die Kondition eines Extremsportlers. Das Programm der Weinwoche ist straff: Vormittags Ski-Safari auf dem Hintertuxer Gletscher mit Skilegende Hans Enn – Mittagessen – Nachmittags Workshop – Winzertreff mit Verkostung – Abendessen – Abend Workshop – Late Night Tasting. Stressig? Nein, ganz im Gegenteil. Wer genießen will, der muss auch leiden können. Nur, dass wir uns hier richtig verstehen: Das Wort Leidenschaft ist angelehnt an das französische passion, das sowohl „Leiden“ als auch „Leidenschaft“ bedeutet. Das kommt einem in den Sinn, wenn man mittags im Stock Resort beim Essen sitzt. Selten haben Die Weinschwenker so viele relaxed aussehende Menschen im Bademantel gesehen, von denen man weiß, dass sie am Vorabend noch beim Late Night Tasting waren.
Das Geheimnis der unerklärlichen Entspanntheit: Wein und Wellness. Die Gäste der Weinwoche lassen sich am Vormittag verwöhnen. Schwimmbad draußen, Schwimmbad drinnen, Sauna, Dampfbad, Massagen, ein schier endloses Sportangebot. Aber Die Weinschwenker sind nicht nur zum Relaxen da.
Durch die Idee, den Anfang der Wintersaison mit einem hochkarätigen Genussevent zu feiern, hat sich „Die Weinwoche“ in Finkenberg bei Mayrhofen in den letzten Jahren zu einem der Genießer Events im deutschsprachigen Raum entwickelt.
Gemeinsam mit vielen österreichischen Spitzenwinzern bei der diesjährigen Ausgabe unterstützt von einer kleinen, aber feinen Auswahl deutscher VDP-Weingüter, können rund 250 Gäste – viele von ihnen überzeugte Wiederholungstäter – auch diesmal wieder besondere Tage voll exklusiver Degustationen und gastronomischer Highlights genießen.
Dreh- und Angelpunkt dieses Genussfestivals ist seit mittlerweile 15 Jahren das familiengeführte 5-Sterne-Hotel Stock Resort, eine Institution in Sachen Genuss und Wellness. Auch 2017 dreht sich in dem beschaulichen Skiort Finkenberg bei Mayrhofen alles um den Rebsaft: rot, weiß, rosé, süß, trocken, schäumend, gereift, jung – es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei.
Das Angebot umfasst zahlreiche Workshops mit geladenen Winzern, wie dem Burgenländer Cuvée Pionier Walter Kirnbauer oder mit der weit über Österreich hinaus bekannten Super Sommelière des Hillinger Weinguts Dörte Steiner, charismatisch und umwerfend charmant. Auch „Typen“ wie der „Rockabilly Winzer vom Weinviertel“ René Pollak sind dabei, um in Arbeitskreisen, bei Vorträgen, beim Essen, als Tischnachbar oder einfach an der Bar einen Einblick in Ihre tägliche Arbeit zu geben und nicht zuletzt das Ergebnis ihrer Arbeit genussvoll ins Glas zu schenken. Daniel Stock, der Juniorchef hat sich mittlerweile auch einen Namen als Weincreator gemacht. Zusammen mit dem burgenländischen Winzer Leo Hillinger entwickelte er die Weinlinie MOUNT STOCK.
Zielsicher: Dekantieren als Kunst
Wie jedes Jahr treffen sich am ersten Abend verschiedene Länder zu einem Winzerbattle im Stock Resort. Das sensorische Duell diesmal: Deutschland vs. Italien. Erfreulich ist zu beobachten, dass die Zahl weiblicher Winzer stetig steigt. Deutschland präsentiert sich mit dem Weingut Weedenborn aus Rheinhessen, dem St. Urbanshof von der Mosel und dem Weingut Espenhof, ebenfalls aus Rheinhessen. Aus dem Piemont in Italien kommt das Spitzenweingut La Spinetta, vertreten durch Anja Cramer, die Gemahlin des Winzers. Deren Weinpassion erstreckt sich mittlerweile vom Piemont bis hin zur Toskana, wo sie einen ganz besonderen Schaumwein keltern. Die Weinschwenker haben den Blanc de Blanc Brut aus 100% Chardonnay verkostet, sehr fein! Als könnte Wein auch Musik sein, spielt dazu Pianist und Sänger Tom Daubek kongeniale Klänge.
Ebenfalls aus der Toskana angereist, treffen wir die Winzerin Laura Sutera von Tenuta di Collosorbo. Sie überrascht mit einem Brunello die Montalcino 2012: rund, saftig, vollmundig. Die Weinschwenker nicken anerkennend. Insgesamt ist das Winzerduell Deutschland: Italien ein Treffen auf Augenhöhe und die beiden Herausforderer könnten es ohne Weiteres mit dem österreichischen Nachbarland aufnehmen. Aus der Alpenrepublik präsentieren sich: die Güter Hillinger, Krispel, Pfneisl, Keringer, Kirnbauer, sowie Rockabilly Weinkult, Strommer, Strobl, Schwarz und Beran-Kirschendorfer. Die Weinschwenker kommen immer mehr in Stimmung.
Kulinarisch umrahmt wird der erste Abend mit dem Experten-Dinner für 60 Genussliebhaber. Thema: Blindverkostung einmal anders. Jeder der öfter Wein trinkt, hat schon mal eine Blindverkostung mitgemacht. Es geht darum, den Wein im Glas sensorisch zu prüfen, zu bewerten und letztlich die Rebsorte(n), das Land, die Gegend, etc. zu bestimmen, ohne das Etikett oder die Flasche zu sehen. Diesen Spieß haben die Organisatoren vom Stock schnell mal umgedreht und das Essen „blind“ serviert. Was man gegessen hat, erfährt man erst nach dem jeweiligen Gang – und es sind viele Gänge! So darf geraten und spekuliert werden, was Experten wie Gästen sichtlich Spaß bereitet. Das hervorragende 5- Gänge Menü ist so ein upside down Erlebnis. Die edlen Tropfen haben der Küchenchef Jan Vostrovsky und der junge Stock Sommelier Georg Fuchs zusammengestellt. Das Ergebnis dieser gemeinsamen Tüftelei kann sich schmecken lassen!
Zum Start wird das gebeizte Felchenfilet auf Staudenselleriefond mit Rote Beete Gel und grüner Apfel serviert, dazu gibt es einen rheinhessischen Grauburgunder 2016 vom Weingut Espenhof und einen ganz besonderen Riesling 2015 von der Mosel von Nik Weis, wunderbar! Das geschmorrte Lammnüsschen mit Fregola Gemüseragout und Gremolata ist so zart, man bemerkt das Lamm fast gar nicht. Der Barbaresco 2005 von La Spinetta ergänzt sich fantastisch, ebenso wie der Supertuscan 2012 von Tenuta di Collosorbo. Bevor es weitergeht, schafft ein Orangen-Contratti-Granit Sorbet ein wenig Erleichterung im Bauch. Gepaart wird es mit einem Chardonnay Brut aus der Toskana, den der Garçon langsam darüber gießt, mmmhh.
Delikat: Schaumwein Chardonnay vom Weingut Contratto über Sorbet
Die Vermählung von Wein und Speise beim 4. Gang überrascht: Ein Chardonnay Reserve 2015 vom Weingut Weedenborn zum Simmentaler Rinderfilet mit bayerischen Gambas und einem Tomatenjus ist eine ungewöhnliche Kombination. Die anfängliche Skepsis verwandelt sich schnell in schiere Begeisterung. Der Weiße aus Rheinhessen überzeugt mit seiner Harmonie zum Fleisch, seiner Ausgewogenheit und Cremigkeit. Warum eigentlich nicht jetzt vor Glück laut Schmatzen?
Aber es geht noch besser: Zum Dessert – eine Panna Cotta mit Mandelravioli – verkosten wir eine Riesling Spätlese 2000 (Nik Weis – St. Urbanshof) von der Mosel. Wäre es ein Konzert, es hätte niemanden auf den Stühlen gehalten.
Abschluss und zugleich das Highlight der Weinwoche ist die Big Bottle Party. Die Vorfreude der Besucher ist groß. Rund 500 Weinenthusiasten sind überpünktlich erschienen, so als wollte keiner auch nur eine Minute versäumen. Die Begrüßung erfolgt standesgemäß in prickelnder Form: die Korken vieler Champagnerflaschen von JEAN CALL knallen. Das ist der Startschuss des legendären Genussfestivals.
Size matters: Weinkenner wissen, dass gute Weine aus einer Magnum-Flasche noch besser schmecken. So wurden nicht wenige Weine der Gastwinzer aus 6-Liter Flaschen kredenzt; da hatten neben Nase und Gaumen auch das Auge was davon. Darunter Spitzentropfen wie das Phantom (eine Cuveé aus Blaufränkisch , Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah) von Kirnbauer und Keringers Massiv Red (Blaufränkisch, Zweigelt und Cabernet) und Massiv White (Chardonnay und maischevergorener Traminer) sowie René Pollak mit seinem Sortiment des Rockabilly Weinkult. Für diesen Abend finden sich noch einige klingende Winzernamen ein: Villa Antinori (Toskana), Peter Sölva (Südtirol), Strobl (Niederösterreich) sowie das Weingut NORTON (Mendoza, Argentinien) und das Eppaner Winzerduo Doná.
Wer zuhause im Privaten ab und zu eine Party schmeißt, der kennt das ungeschriebene Gesetz, dass sich zu späterer Stunde meist alle in der Küche einfinden. Scheinbar ist es der Familie Stock auch schon ab und an so gegangen. Deshalb ist die Küche – in der man sich sehr wohl verlaufen kann – von Anfang an geöffnet und zum Partyraum umfunktioniert. In der neu eröffneten Kocherei kann man direkt am Herd schlemmen. Partystimmung pur, großartig! Self Service ist gefragt an vielen kulinarischen Stationen mit einem Sortiment an internationalen Gaumenfreuden, die seinesgleichen suchen, mit dabei immer alle Winzer mit ihren Weinen – zum Weinen schön!
Getanzt wird bis in die frühen Morgenstunden bei fantastischer Livemusik. Als Die Weinschwenker gegen halb vier Uhr morgens gehen, ist die Party noch in vollem Gang.
Wer den Wein liebt und die Berge, wer Wellness mag und bei sehr gutem Essen ins Schwärmen kommt, wer sich gerne mal ein paar Tage verwöhnen lässt, der ist im Stock Resort wunderbar aufgehoben. Die Weinwoche gehört für uns aktuell zu einem der lohnendsten Wein- und Kulinarik Events im Tiroler Raum und bietet durch die traumhafte Kulisse der Hintertuxer Gletscher eine familiäre Atmosphäre und ganz besondere Genussmomente. Die Weinschwenker freuen sich deshalb heute schon auf das Jahr 2018! Vielleicht sieht man sich.
Der Termin ist vorgemerkt: Die nächste Weinwoche findet vom 18. bis 23.11.2018 statt.
STOCK***** resort
Adresse Dorf 142, 6292 Finkenberg, Österreich
Web www.stock.at
Wein, der auf Felsen wächst: Winzer Lourens van der Westhuizen
»It's the soil with all the microbes, cycle of Elements and the help of living organisms that create the heartbeat for my vines.«Lourens van der Westhuizen, Winemaker and owner of Arendsig Single Vineyard Wines
